Bischof Volker Keck diente am Sonntag, dem 24. September 2023, das erste Mal in seiner neuen Beauftragung der Gemeinde Bad Saulgau. Auch die Gemeinde Bad Waldsee war dazu eingeladen.
Als Grundlage des Gottesdienstes diente ein Bibelwort aus Jesaja 37,31:
„Und die Erretteten vom Hause Juda und was übrig geblieben ist, werden von Neuem nach unten Wurzeln schlagen und oben Frucht tragen.“
Zu Beginn beglückwünschte Bischof Keck alle Gottesdienstbesucherinnen und Gottesdienstbesucher, dass sie sich an einem ganz normalen Sonntag auf den Weg in das Haus des Herrn gemacht hätten, um sich „still“ unter das Wort Gottes zu stellen und darin „seine Stimme“ zu hören, sich der Heiligkeit und Gegenwart Gottes bewusst zu werden und bildlich gesprochen, die „Schuhe des Alltags“ auszuziehen. Der Gottesdienst sei keine Bibelstunde, in der Geschichtsunterricht über das Volk Israel und seine Erfahrungen mit Gott erteilt werde, sondern er solle zum Ausdruck bringen, was Gottes Wort von damals uns heute zu sagen habe.
Das Bibelwort stamme aus der Zeit, als der assyrische König Jerusalem belagern ließ und versuchte, den damaligen judäischen König Hiskia und das judäische Volk zur kampflosen Übergabe zu bewegen. In einem Brief wandte sich dieser assyrische König direkt an Hiskia und forderte ihn auf, sich nicht von seinem Gott täuschen zu lassen und zu behaupten, Jerusalem werde nicht in die Hände des Königs von Assyrien fallen (vgl. Jesaja 37,10). Er wandte sich sogar direkt an die Menschen in Jerusalem und versuchte, Zweifel an der Überzeugung Hiskias an der Hilfe und dem Beistand Gottes zu säen. Doch das Volk schwieg und war „stille“. Hiskia aber, der ein sehr gottesfürchtiger Mann war, ging in den Tempel und brachte alles vor Gott und empfing das zitierte Wort als Antwort. Es sei genau diese Haltung Hiskias, die auch für jeden Gläubigen in der heutigen Zeit ein Vorbild sein könne, so Bischof Keck.
Auch dem Gläubigen von heute begegne so mancher zweifelnde Gedanke, der vom Vertrauen in die Allmacht Gottes abzubringen versuche. Gerade dann, wenn Mächte und Gewalten dieses Vertrauen zu erschüttern suchten, solle man „stille sein“ und sich dem Herrn in seinem Haus zuwenden. Dies gelte insbesondere dann, wenn man in seinem Leben, z.B. Krankheit, Streit und Anfechtung ertragen müsse. Aber dass Gott sofort eingreife und die Verhältnisse ändere, sei zu einfach gedacht. Vielmehr solle der Gläubige „neue Wurzeln schlagen“, seinen Glauben neu gründen lassen, um dann, vom gärtnerischen Wirken Gottes umsorgt, neue Kräfte zu empfangen, um sich den Verhältnissen zu stellen, ohne zu verzweifeln. Das Wort und die Gnade Gottes, die Sakramente der Kirche Jesu Christi, die aus dem Apostolat Jesu Christi hervorgehen, seien der Boden, aus dem die notwendigen Nährstoffe gewonnen werden könnten. Auf diese Weise könnten auch neue „Früchte des Geistes“ (vgl. Galater 5,22) entstehen, mit denen man sich selbst, aber auch sein Umfeld stärken könne.
Zur weiteren Wortverkündigung wurden Priester Christan Föll, Vorsteher der Gemeinde Ravensburg sowie der Bezirksvorsteher, Bezirksevangelist Thomas Reichle, an den Altar gebeten.
Nach Sündenvergebung und der gemeinsamen Feier des Heiligen Abendmahl endete der Gottesdienst mit dem Lied des Chores „Wer unter dem Schirm des höchsten sitzet“ (Psalm 91).
Fotos: Günter Föll